Feng Shui – Wind und Wasser. Die daoistische Lehre der Harmonie zwischen Mensch und Umgebung findet auch außerhalb Chinas zahlreiche Anhänger. Im Prinzip geht es beim Feng Shui darum, die Umgebung so zu gestalten, dass das Qi (auch Chi genannt) ungehindert fließen kann. Das geschieht nur, wenn man die Gegensätze Ying und Yang ausgewogen hält. Eines der traditionellen Anwendungsgebiete des Feng Shui ist die Gartengestaltung. Als Ort, der die innere Ausgeglichenheit fördern und Ruhe und Entspannung vermitteln soll, kommt dem Garten eine wichtige Bedeutung in der chinesischen Tradition zu. Wir zeigen, wie auch Sie Ihren Garten nach Feng Shui gestalten können.
Die Grundsätze des Feng Shui
Übersetzt bedeutet Feng „Wind“ und Shui „Wasser“. Im Zentrum der Lehre steht das Qi, die Lebensenergie, die durch alle Dinge der Welt fließt und sie belebt. Harmonie herrscht nur dort, wo das Qi ungehindert fließen kann. Das ist der Fall, wenn die Gegensätze des Ying und des Yang im Gleichgewicht sind und keines der beiden überwiegt. So ist Ying unter anderem das Qi der Nacht, der Stille und des Wassers und Yang das Qi des Tages, der Bewegung und der Berge. Dem Ying und Yang Prinzip ist das Prinzip der fünf Elemente (Wasser, Feuer, Holz, Metall, Erde) untergeordnet, das gleichzeitig eine genauere Differenzierung des ersteren darstellt. Den Elementen sind wiederum die Himmelsrichtungen zugeordnet: So gehören Wasser und Norden, Feuer und Süden, Holz und Osten, Metall und Westen sowie die Erde und das Zentrum zusammen.
Um die einzelnen Elemente ideal im Garten auszurichten, muss die Umgebung „gelesen“ und der natürliche Fluss des Qi bestimmt werden. Dabei ist die Flussrichtung des Qi, die man am natürlichen Lauf der Natur festmacht, von enormer Bedeutung: Dem Lauf der Sonne gemäß folgt dem Süden der Osten, dem Feuer das Holz usw. Nicht immer erfüllt ein Garten natürlicherweise die Voraussetzungen, die für ein erfolgreiches Feng Shui Konzept notwendig sind. In diesem Fall wird künstlich nachgeholfen, um Disharmonien auszugleichen.
Die Ausrichtung des Gartens
Ziel der Gartengestaltung ist es, die sieben Grundelemente des Gartens (Erde, Himmel, Wasser, Steine, Bauten, Wege und Pflanzen) miteinander in Einklang zu bringen, damit der Mensch als achtes Element darin zu vollkommener Harmonie finden kann. Die einzelnen Zonen des Gartens bestimmen, welche Pflanzen, Farben, Formen und Materialien eingesetzt werden. Im Norden sollten hohe, schützende Berge liegen, die nach Osten hin zu sanften Hügeln abnehmen. Im Süden befindet sich eine flache Ebene und im Westen findet das Element Wasser seinen Platz. Diese Struktur kann man auch künstlich schaffen. Hierzu eignen sich große Steine, die zu kleinen „Bergen“ aufgetürmt werden. Sie bieten eine hervorragende Plattform für Wasserspiele, die das Wasser vom Felsen hinunter in einen kleinen Fluss oder Teich transportieren. Ein Teich sollte im Westen des Gartens seinen Platz finden. Übrigens: Wer über wenig Platz verfügt, kann auch mit entsprechend kleinen Elementen und Symbolen arbeiten.
Neben dem Kreis der Elemente ist auch der Bagua-Kompass eine wichtige Orientierungshilfe. Er unterteilt den Garten – oder den Innenraum – in bestimmte Zonen, die für jeweils eine Eigenschaft stehen:
Im Süden liegt das Feld für Ruhm und Anerkennung, im Süd-Westen für Partnerschaft, im Westen für Kinder und Kreativität, im Nord-Westen für die hilfreichen Freunde, ganz im Norden für die Karriere, im Nord-Osten liegt das Feld für Wissen, im Osten das der Familie und im Süd-Osten schließlich das Feld für Reichtum. Das Zentrum des Bagua beherbergt die Lebenskraft. Häufig werden die Zonen anhand eines Rasters dargestellt.
Ausschlaggebend dafür, wie man seinen Garten gestalten kann, ist immer auch die Position des Hauses zur Anlage. Da nicht jeder Garten optimal nach Süden ausgerichtet ist, kann es sein, dass bestimmte gestalterische Mittel nicht in dem Maße eingesetzt werden können, wie sie die Schablone vorgibt. In diesem Fall konzentriert man sich bei der Gestaltung auf die zentrale Ausrichtung des Gartens und betont diese.
Gestalterische Elemente richtig einsetzen
Man kann mit Hilfe bestimmter gestalterischer Elemente die verschiedenen Bereiche betonen, aber auch hemmen. Daher ist es wichtig zu wissen, was in welcher Zone eingesetzt werden sollte und was nicht. Bestimmte Pflanzen, Objekte, Farben und Formen wirken in jedem Bereich anders. Hier ein kleiner Überblick über die Schwerpunkte der einzelnen Bereiche:
Himmels-richtung | Süden | Süd- Westen | Nord- Osten | Westen | Nord- Westen | Norden | Süd- Osten | Osten |
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Bereiche |
Ruhm & Anerkennung |
Partner-schaft |
Wissen |
Kinder & Kreativität |
Hilfreiche Freunde |
Karriere |
Reichtum |
Familie |
Elemente |
Feuer |
Erde
|
Metall
|
Wasser |
Holz
|
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Pflanzen | Spitze Blätter: Dornen,Rosen, Lilien, Sonnenblumen | Flach & breit, bodennah: Steinginster, Steinkraut, Mauerpfeffer, Trauerglocke |
Runder, kugeliger Wuchs: Buchsbaum, Balsamtanne, Schleierkraut | Welligr, unregelmäßiger Wuchs: Storchschnabel, Strandnelke | Schlanke, hochwachsende Pflanzen: Bambus, Kletterpflanzen | |||
Farben | Rot, Rosa, Orange, Violett Brauntöne schaffen eine Verbindung zu den Bereichen Reichtum und Partnerschaft |
Gelb, Ocker, Braun, Orange Gold, Silber, Weiß, Grau schaffen Verbindung zum Bereich Metall |
Gold, Silber, Weiß, Grau Gold stellen Verbindung zum Bereich Erde her, Purpur zum Bereich Wasser |
Blau, Violett, Schwarz Kombination mit Gelb und Beige wirkt verstärkend |
Grün Rottöne schaffen Verbindung zum Bereich Ruhm, Blautöne zu Karriere |
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Formen | Spitzen Dreiecke |
Rechteckig, quadratisch flach |
Rund, oval, kreisförmig | Wellig, unregelmäßig, tropfenförmig | Hoch, lang, säulenförmig | |||
Fördernd | Alles aus dem Element-Bereich Holz | Alles aus dem Element-Bereich Feuer | Alles aus dem Element-Bereich Erde | Alles aus dem Element-Bereich Metall | Alles aus dem Element-Bereich Wasser | |||
Hemmend | Alles aus dem Element-Bereich Wasser | Alles aus dem Element-Bereich Holz | Alles aus dem Element-Bereich Feuer | Alles aus dem Element-Bereich Erde | Alles aus dem Element-Bereich Metall | |||
Objekte | Objekte in Rot | Objekte aus Keramik, Porzellan, Ton, Terrakotta, Beton, usw. | Metall-Objekte in gebogenen, geschwungenen Formen | Objekte in Blau,Brunnen | Objekte in Grün Grünstielige Pflanzen, Holz |
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Materialien | Kunststoffe, tierische Produkte |
s.o. | Metall | Glas | Holz, Rattan | |||
Dekoration | Feuerschalen & Grills Kerzen, Gartenleuchten, Abstrakt-moderne Kunst- gegenstände |
Flache Schalen aus Ton etc. Zimmerbrunnen, Steine, Stein- / Kiesböden |
Kugeln Metallmöbel, Rankhilfen aus Metall |
Teich, Brunnen, Wasserspiele, Mineralien | Holzpfähle, hohe Kerzenhalter, Fahnenstangen aus Holz |
Vom Zentrum des Bagua sollten die positiven Energien in alle Richtungen ausstrahlen können. Daher empfiehlt es sich hier, die Fläche ebenmäßig und leer zu halten. So kann das Qi ungehindert fließen und sich entfalten.
Ob das Feng Shui Prinzip im Garten tatsächlich funktioniert, ist sicher immer auch eine Glaubensfrage. Doch auch wer nicht auf den Einfluss des Qi, der fünf Elemente und der Himmelsrichtungen auf sein Leben glaubt, wird die gestalterische Vielfalt des Feng Shui Gartens lieben.