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Geschichte der Gartenkultur: Der englische Garten – romantisch, träumerisch, vieldeutig

Englischer Garten

Ein Spaziergang in der Früh. Der Morgentau hat sich auf den lieblich duftenden Pfingstrosen niedergelassen. Das satte Grün der Gartenpflanzen sprüht vor Lebendigkeit. Dennoch herrscht eine besinnliche Stille. Der Blick in die Ferne offenbart einen malerischen Horizont.

Dieses Gefühl der Bewunderung und der Hingabe zur Natur und des Empfindens der Natur als begehbares Kunstwerk spiegelt die Philosophie der Gartenkunst aus dem 18. Jahrhundert wieder. In dieser Zeit fand ein Paradigmenwechsel vom Herrschen über die Pflanzenwelt zur Betonung ihrer Schönheit und Ehrfurcht vor ihrer natürlichen Pracht statt.

Entstehung des englischen Gartens

Die in England entstandene Gartenkunst diente als Gegenstück des bis dahin geltenden Ideals des Barockgartens mit seinen exakt strukturierten und strengen, geometrischen Formen. In einem englischen Garten galt während seiner klassischen Phase nunmehr das Credo eines möglichst naturnahen Designs. Um dieses zu verwirklichen, orientierten sich Gartenarchitekten an den Vorgaben der Natur und ihren Ausblicken. Aus diesem Grunde setzten sie nur wenige Blühpflanzen und gestalteten hingegen eine Art Landschaftsgemälde, in das der Betrachter direkt eintauchen konnte. Künstlich angelegte Sichtachsen führten den Blick durch kurvige, verträumte Pfade hin zu zierenden Kleinarchitekturen, die sich spielerisch in das natürliche Ensemble einfügten. Die Betonung des Horizonts und des freien Blickes in alle Himmelrichtungen sowie kleine, verträumte Gewässer waren Zeichen der damaligen Verehrung der Natur. Trotzdem benötigte ein englischer Garten vor seiner Anlegung eine Planung bis ins kleinste Detail.

Als bedeutende Vorläufer der englischen Gartenkunst gelten die von William Kent gestalteten Parks von Chiswick House und Stowe House. Sie zählen zu den formvollendeten Beispielen der Stilrichtung. In ihnen sind nicht nur die offene, überwiegend blütenfreie Gestaltung augenscheinlich, sondern auch etliche Einflüsse der Anlagen des Altertums sowie der chinesischen Gartenkunst, die sich in vielen englischen Landschaftsparks heute beispielsweise in Pagoden widerspiegeln.

Typische Merkmale des englischen Gartens

Um eine Parkanlage in einen englischen Landschaftsgarten zu verwandeln, sind einige weitere Elemente von Bedeutung. Sie ergeben den unverkennbaren Stil dieser schmuckvollen Gartenkunst und vermitteln spielerisch den Charme einer idealen, unberührten Naturlandschaft.

    • Serpentinenwege und verträumte Gewässer

Die geschwungene Wegführung durch Wiesen und einzelne Pflanzeninseln wirkt naturnah und lädt dennoch zum Lustwandeln ein. Sie leitet außerdem den Blick des Betrachters auf schmückende Elemente wie Staturen, Skulpturen oder auch Pflanzen. Ebenso natürlich wirken Gewässer wie Seen, Teiche oder Bäche mit einem (vermeintlich) freien Lauf. In einem eigenen Garten lässt sich dieser Blickfang beispielsweise mit einem großzügigen Teichbecken und reichlich Bepflanzung realisieren. In seiner modernen Umsetzung als Schwimmteich bietet er das ganze Jahr Anreiz für sportliche und erholsame Aktivitäten. Während im Frühling das Erwachen der Tier- und Pflanzenwelt beobachtet werden kann, dient er im Sommer als wunderbare Abkühlung für die ganze Familie. Im Winter lädt die vereiste Oberfläche bei ausreichender Größe zum Schlittschuhlaufen ein. Was Sie bei der Sicherung eines Gartenteiches beachten sollten, damit auch Nichtschwimmer sorgenfrei im Garten tollen können, erfahren Sie in unserem Beitrag Sicherheit am Gartenteich.

englischer Brunnen

    • Zierbauten verschiedener Stilrichtungen

Die Nostalgie der Gartenarchitekten und die Begeisterung für altertümliche Stile fanden sich in etlichen, schmückenden Kleinarchitekturen im englischen Garten wieder, etwa in Form von Pavillons, Bögen oder künstlich geschaffenen Ruinen. Auch Tempel und Türme gehörten zu diesen sogenannten Follies (Narreteien). Die kleinen, auffällig gestalteten Zierbauten dienten als Blickfang und konnten häufig sogar betreten oder bewohnt werden. Die Platzierung der antiken Bauten am Ende einer Blickachse setzte Akzente und diente dazu, den Horizont mit einem Blickfang zu versehen. Um einen ähnlich attraktiven Effekt zu schaffen, können im Garten große Schmuckobjekte wie Statuen oder Zierbrunnen an exponierten Orten aufgestellt werden. Auch Nutzbauten in romantischem Design wie Gewächshäuser werten den Garten optisch auf.

    • Unsichtbare Zäune und grüne Botanik

Die Begrenzung der Anlagen spielte ebenso eine bedeutende Rolle in der englischen Gartenkunst. Sie durfte nämlich von weitem nicht gesehen werden und sollte sich harmonisch in das Landschaftsgemälde integrieren. Das gelang unter anderem durch versenkte Mauern und Gräben (Ha-Ha oder Saut-de-loup), die unerwünschte Gäste fernhielten und den freien Blick in die umgebende Landschaft erlaubten. So wirkte der Garten optisch größer. Da diese Lösung für den eigenen Garten häufig nicht möglich oder erwünscht ist, können auch Pflanzen als natürliche Grenze genutzt werden. Kleine Laub- und Nadelbäume sowie Sträucher und Hecken eignen sich hervorragend, um eine grüne Begrenzung zu schaffen. In unserem Beitrag Gartendesign: Bäume und Sträucher finden Sie Tipps für einen gelungenen Einsatz von Gehölzen im Garten.

Sitzecke umringt von Hecken und Bäumen als natürliche Begrenzung

Da die Natur als Vorbild der englischen Gartenkunst diente, gab es vergleichsweise wenige Blühpflanzen in den Anlagen. Dennoch, wer ein paar zarte Farbakzente im Garten nicht missen möchte, greift zu Pfingstrosen oder – wenn möglich – zu historischen Rosenarten. Diese verbreiten nicht nur ein ganz besonderes Flair, sondern gedeihen pflegeleicht. Auch Stauden, Rittersporn, Lavendel, Zwergflieder oder Rotdorn schmücken den Garten im englischen Stil charmant mit ihrer Blütenpracht.

Bei der Gestaltung Ihres begehbaren Landschaftsgemäldes stehen Ihnen also vielfältige Möglichkeiten offen, um malerische Ausblicke zu kreieren.

Von oben nach unten – Bild1: © creativenaturemedia - Fotolia.com
Bild 2: © Zierbrunnen Westerwald von Promadino – gartenmoebel.de
Bild 3: © Pefkos - Fotolia.com